Am Samstag, dem 22. April 2023, war es endlich so weit. Nach 3 Jahren Pandemie hat wieder eine Pilgerwanderung der Ökumenischen Initiative Salzgitter-Bad stattgefunden. 25 Teilnehmer aus den verschiedenen Kirchengemeinden trafen sich am Schützenplatz, um sich mit drei Bussen der Kirchengemeinden und zwei Pkws auf den Weg zum Kloster Marienrode zu machen.
Gott hatte es gut mit uns gemeint. Die Sonne schien warm vom Himmel und begleitete uns den ganzen Tag.
Im Kloster Marienrode versammelten wir uns in der wunderschönen Kirche, um zunächst den Ausführungen von Dieter Klöppelt zu folgen. Das Bistum Hildesheim feiert seit Mai 2022 das Godehardjahr. Es ist nämlich tausend Jahre her, dass Godehard zum Bischof von Hildesheim geweiht wurde. Er war ein außergewöhnlicher Mensch, in eine fromme Bauersfamilie in einem Dorf in Bayern geboren. Godehards Vater hatte es zu Ansehen gebracht und unter anderem die Wirtschaft des Benediktinerklosters Niederaltaich wieder zu Blüte gebracht. Seinen Sohn ließ er in der Schule des Klosters ausbilden. Das Evangelium faszinierte und durchdrang ihn, sein Lebensvorbild wurde Jesus Christus. Er wurde Mönch und später Abt des Klosters Niederaltaich. Seine Lebensgeschichte ist sehr ungewöhnlich und beeindruckend.
Das erste gemeinsame Lied von uns Pilgern „Weise uns den Weg, Gott geh mit“ wurde, wie alle die schönen Lieder unterwegs, von Dr. Stefan Voges mit der Gitarre begleitet. Die Ordensschwester Sr. Nicola-Maria sprach ein Pilgergebet und entließ uns dann auf den Weg. Unser Weg führte vom Kloster Marienrode größtenteils über Waldwege und geschotterte Wege zur Godehard-Basilika in Hildesheim.
Am Ende des ersten geradeverlaufenen Weges kamen wir zusammen zum ersten Impuls. Gudrun Lei und Heinrich Holzenkämpfer hatten den Gedanken „Aufbruch“ aufgenommen. Aufbruch kann vieles sein.
Aufbruch, etwas Neues zu wagen.
Aufbruch in die Ungewissheit.
Aufbruch in die Zukunft
Und dabei hören auf Gott: „Ich bin bei euch alle Tage“.
Jeder Aufbruch, jeder Neuanfang ist eine Herausforderung, er fordert uns heraus aus früheren Denk- und Verhaltensweisen. Das Lied „Weise uns den Weg, Gott geh mit“ passte auch zu diesem Thema und wurde von den Pilgernden gern nochmal kräftig gesungen.
Von den ersten Eindrücken geprägt, ging der Weg weiter. Alle waren in Gespräche vertieft. Sich mit vielen netten und gleichgesinnten Menschen auszutauschen, haben wir alle als eine Bereicherung unseres Tages empfunden.
Der zweite Impuls fand an einer Waldlichtung mit schönem freien Blick auf blühende Landschaften statt. Ein herrlicher Frühlingstag eben. Der Impuls von Beate Köbrich und Ulrike Schaare-Kringer hatte das Thema „Entscheidungen“. Hirnforscher gehen davon aus, dass wir heutzutage bis zum 20.000 Mal pro Tag die Wahl haben und uns entscheiden können oder müssen. So viele Entscheidungen hatte ein Mensch früher in seinem ganzen Leben zu treffen. Soll ich? Oder soll ich nicht? Eine Wahl zu treffen, fällt manchmal schwer. Zuversicht hilft uns auf dem Weg, Entscheidungen zu treffen und somit auch mit Fehlentscheidungen umzugehen. Der Prophet Jeremia beschreibt die Wirkung von Zuversichtserfahrungen in Jeremia 17,8 wie folgt: „Segen für die Menschen, die auf Gott vertrauen und deren Zuversicht Gott ist. Sie gleichen Bäumen, die am Wasser gepflanzt sind. Ihre Wurzeln strecken sie hin zum Bach. Vor der Hitze fürchten sie sich nicht, ihre Blätter bleiben grün. Selbst ein trockenes Jahr macht ihnen nichts aus, und sie hören nicht auf, Frucht zu bringen.“ Mit dem Lied „Du bist mein Zufluchtsort. Ich berge mich in deiner Hand“ setzten wir unseren Weg fort.
Recht bald folgte der dritte Impuls zum Thema „Vertrauen“. Was auch immer im Leben geschieht – wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott mit uns ist. Ob zu Hause, unterwegs oder bei einem Gespräch. Gott ist mit uns. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Gott begleitet uns und stärkt uns, um Gutes zu tun, füreinander da zu sein, aber auch, um Fehler zu erkennen, um Unrecht anzusprechen, um Kraft zu haben, um um Verzeihung zu bitten. Stefan Garmeister hatte ihn verfasst und das Thema noch mit Fürbitten verbunden. Auch an dieser Stelle hatte Dr. Stefan Voges wieder schöne Lieder vorbereitet und uns mit der Gitarre begleitet.
Nun war es angemessen, einen Schweigemarsch einzufügen, um das Gehörte nochmal für sich zu überdenken. Der Weg führte recht steil nach oben, und jeder konnte sein persönliches Tempo finden. Die Natur gab ihr Bestes dazu. Vogelgezwitscher und blauer Himmel erleichterten den Anstieg.
Oben angekommen war die Zeit für Picknick gekommen. Auf Baumstämmen fanden wir Platz und konnten uns mit mitgebrachten Getränken und Leckereien stärken. Schön auch wieder hierbei die herzlichen Gespräche untereinander - miteinander – eben ökumenisch.
Die letzte Etappe der Pilgerwanderung führte uns bergab und dann auf asphaltierten Wegen nach Ochtersum. Von hier hatte man einen herrlichen Blick auf die Kirchturmspitzen von Hildesheim. Wir kamen unserem Ziel, der Godehard-Basilika nun immer näher. Die Basilika St. Godehard ist eine der wenigen Kirchen Hildesheims, die seit ihrer Errichtung im späten 12. Jahrhundert baulich fast unverändert erhalten ist. Sie gehört zu den bedeutenden Sakralbauten der Hochromanik in Deutschland. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten von St. Godehard gehören unter anderem das spätgotische Chorgestühl, der spätbarocke Benediktsalter, der von Königin Marie von Hannover gestiftete neuromanische Radleuchter über dem Altar. Zu nennen sind noch die guterhaltenen original Säulen mit ihren reich verzierten Kapitellen und mit einer der ältesten Krippendarstellungen Norddeutschlands. Die Kirche ist schon sehr beeindruckend.
Unser Abschlussimpuls fand in der Basilika statt, und mit Gesang ging diese Pilgerwanderung zu Ende.
Müde, aber sehr erfüllt von dem Erlebten, kamen wir wieder gut in Salzgitter-Bad an.
Text: Edeltraut Kassebaum, Ökumensche Initiative Salzgitter-Bad
Photos:Ulrike Schaare-Kringer