Groß Mahner
Die Geschichte der Kirche Groß Mahner
Wann die erste Kirche in Groß Mahner erbaut wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Die Lage des Gebäudes führt zu der Vermutung, dass mindestens der Turm das wichtigste Bauwerk in dem Verteidigungsring war, der sich um den einstmaligen Herrensitz der Familie von Mahner herumzog - heutiger Hof Werner. Reste dieses Verteidigungsringes, der aus einer Erdaufschüttung mit Graben und Hecke bestanden haben mag, lassen sich noch heute zwischen den Höfen Achilles und Werner erahnen. Auch die inzwischen entfernten Hecken an der Straße „Am Sattelhof“ und an der abgebrochenen „Alten Schule“ gehörten möglicherweise zur Befestigungsanlage. Es mag sein, dass sie in den Zeiten der Ungarneinfälle vor etwa 1000 Jahren als Fluchtburg errichtet wurde. Der an der südlichen Seite gelegene mächtige Turm war vielleicht das einzige aus Steinen erbaute Gebäude dieser Burg. Die schmalen Fenster des Turmes waren hoch oben im Mauerwerk eingefügt. Wahrscheinlich konnte man den Turm nur vom oberen Stockwerk bzw. Dachboden der Kirche aus betreten.
Das Stammgut der Herren von Mahner wurde vermutlich um 1185 geteilt. Einen Teil erhielten die Herren von Meinersen, die mit denen von Mahner in einem engen Verwandtschaftsverhältnis standen, den Rest behielten die Herren von Mahner. Auch das Patronat an der Kirche wurde zu dieser Zeit aufgeteilt.
Um 1216 gerieten Steppo und Conrad von Mahner mit den Domherren in Hildesheim wegen des Zehnten in Groß Mahner, die diese besaßen, in Streit, der bis vor den Papst in Rom getragen wurde. Steppo von Mahner schenkte in der Folge seinen gesamten Besitz, so auch seinen Rechtsanteil an der Kirche, dem Hildesheimer Bischoff Konrad.
Die Gebrüder von der Gowische, die einer Goslarschen Familie angehörten, verkauften 1302 für 100 Mark ihr durch Heirat mit einer Tochter der Familie von Meinersen erworbenes halbes Patronatsrecht an der Groß Mahnerschen Kirche mit einem Hofe neben der Kirche, worauf der Turm steht – heute Achilles – und anderem Gut an das Kloster Neuwerk.
Bereits am 08.08.1304 tauschte das Kloster seinen Rechtsanteil an der Groß Mahnerschen Kirche mit dem Hildesheimer Bischof gegen dessen Patronat an der Groß Flöther Kirche ein, so dass dieser nun das volle Patronat an der Kirche Groß Mahner besaß.
Er behielt das Patronat bis zum Jahre 1523, als der Braunschweigische Herzog unser Gebiet, das zum „Großen Stift“ gehörte, seinem Machtbereich einverleibte. Ein inzwischen sehr verwitterter Sandstein am Kirchturm trägt wahrscheinlich die Jahreszahl 1442. Möglicherweise wurde in diesem Jahr der Turm samt Kirche neu errichtet, zumindest aber ausgebessert.
1568 wurde in Groß Mahner die Reformation eingeführt, nachdem sie bereits 1542 angeordnet, aber nicht befolgt worden war.
Der Salzgittersche Superintendent Tappe visitierte in den Jahren von 1571 bis 1583 des Öfteren das Dorf und überprüfte die Bewohner. 1571 waren es „20 Manne zu großen Mahner, welche mit ihren Ehefrauen, Kindern und Gesinde gebettet“. Wie Tappe vermerkte, wusste manch einer recht wenig. Über die Kirche und das Kircheneigentum schreibt er, dass alles recht verkommen sei. Einen eigenen Pfarrer hatte der Ort in diesen Jahren schon nicht mehr, er wurde von Lewe (Liebenburg) aus von dem dortigen Pfarrer Basilius Alemann mit versorgt. Dieser Pfarrer legte 1569 auch das älteste erhaltene Groß Mahnersche Kirchenbuch an, das jedoch leider nur bis 1573 vorliegt. In den Aufzeichnungen finden wir neben den Amtshandlungen und den Teilnehmern am Heiligen Abendmahl auch die Einwohnerliste mit Altersangaben, wonach in jenen Jahren genau 116 Menschen im Dorfe lebten.
Ob die Kirche im Verlauf des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) zerstört wurde, ist nicht bekannt, wohl aber anzunehmen. Als nämlich Tilly 1626 den Dänenkönig Christian verfolgte, führte ihn sein Weg von Salzgitter über Liebenburg, Mahner, Beinum, Flöthe in die Gegend von Wolfenbüttel. Während dieses Marsches werden sich seine Söldner bestimmt nicht disziplinierter aufgeführt haben als vor- und nachher.
Die Braunschweiger Herrschaft dauerte bis 1643. In diesem Jahr erlangte der Hildesheimer Bischof seine vor 120 Jahren verlorenen Gebiete zurück und damit auch das Patronat an der Groß Mahnerschen Kirche.
Die ersten genaueren schriftlichen Unterlagen über die Kirche und den Kirchturm liegen uns aus dem Jahre 1811 vor:
So hatte die Kirche in diesem Jahr einen Brandkassenwert von 2000 Talern, der Kirchturm einen Wert von 500 Talern. Im gleichen Jahr stellte der Liebenburger Maurermeister J. C. Hille einen „Anschlach“ auf „was ander Kirche zu Großen Mahnert an Reparatura – Turmmauerarbeit nebst materialien Ervorderllich ist“. In diesem Kostenvoranschlag geht es um das Ausbessern einer Giebelmauer und um den Einbau von zwei Fenstern. Ob die Arbeiten 1811 ausgeführt wurden, ist nicht bekannt. Wohl aber wurde 1825 der Turm vom Schladener Bauunternehmer Steckhan ausgebessert. Um 1835 bauten der Maurer Trümper, der Glasermeister Meyer und der Schmied Schrader, die alle in Mahner wohnten, ein Fenster ein.
Am 7.11. 1844 untersuchte Hauptmann G.F. Wiepking vom Amt Liebenburg den baulichen Zustand der Kirche und erstellte ein Gutachten. Das Dach war sehr schadhaft. Die Außenmauern neigten sich und die Kirche war auch sonst in einem sehr schlechten Zustand. Weiterhin bemängelte Wiepking die Enge des Chorraumes (16 x 17 Fuß, was etwa 20qm entspricht). Dessen größter Teil wurde vom Altar, dem Gang dahinter und der Kanzeltreppe eingenommen, so dass für die Kinder, denen der Platz im Chorraum zugewiesen war, nur wenig Platz verblieb. Die meisten Kinder mussten im Gang oder anderswo Platz suchen, während viele aus Platzmangel den Gottesdiensten fernblieben. Wiepking nennt auch die lichten Maße des Kirchenschiffes etwa 60 qm. Insgesamt hatte die Kirche einen Flächeninhalt von etwa 80 qm ohne Turm. Abschließend gab Wiepking Hinweise, wie man die Kirche renovieren könnte und überschlug die Kosten für einen Neubau. Da man 143/44 gerade ein neues Schulhaus gebaut hate, waren die Finanzen des Dorfes recht angespannt. So wurde der Neubau der Kirche und auch die vollständige Reparatur auf der Gemeindeversammlung am 18.04.1845 abgelehnt und lediglich eine notdürftige Reparatur durchgeführt.
Erst im Jahr 1869 wurde das Dach des Turmes ausgebessert und eine neue Wetterfahne angebracht. Ebenfalls wurde im selben Jahr eine neue Orgel angeschafft. 1882 wurde zwei neue Glocken angeschafft (400 und 200 Kilo schwer). Eine der Glocken blieb nach dem zweiten Weltkrieg verschwunden und erst im Jahr 1962 erhielt die Kirche wieder eine 2. Glocke.
1891 wurde der Neubau der Kirche beschlossen und im Frühjahr 1893 wurde die alte Kirche abgebrochen. Am 18.5.1983 erfolgte die Grundsteinlegung – das Fundament wurde mit den Steinen der alten Kirche erstellt – und in den folgenden Monaten entstand die neue Kirche. Am Sonnabend, dem 16.12.1983 nahm Kreisbauinspektor Behr den Kirchenbau ab. Er lobte die gute Bauausführung, bemängelte jedoch die Malerarbeiten und die schlechten Lichtverhältnisse am Altar. Am 3. Advent, dem 17.12.1893 wurde nach sehr kurzer Bauzeit die Kirche eingeweiht.
Adresse
Südring
38259 Salzgitter Groß-Mahner
Buslinie 860
Haltestelle: Südring